„Aber in deinem Herzen wird er doch immer weiterleben.“
„Wie soll er in meinem Herzen weiterleben, wenn nur die Trauer, der Schmerz und das Vermissen dort Platz gefunden haben. Mit jedem Tag, der vergeht, vergesse ich ein Stückchen mehr den Klang seiner Stimme. Ich vergesse die exakten Züge seines Gesichtes oder die genaue Farbe seiner Augen. Wie kann er da in mir weiterleben, wenn sein Wesen und seine Art zu sprechen oder sich zu bewegen meiner Erinnerung allmählich entfallen?“
„Weil du nur durch ihn sein konntest, was du heute bist, und er daher immer in dir und durch dich lebendig bleibt. Du magst vielleicht sein Äußeres vergessen, doch sein Geist und seine Seele werden dir immer in Erinnerung bleiben.“
„Wenn schon die Zeit alle Wunden heilt, wie lange muss ich dann noch warten? Sind zehn Jahre nicht allmählich genug? Scheinbar hat ‚die Zeit’ vergessen, auch mein Herz zu heilen.“
„Vielleicht ist deine Wunde schon längst verheilt und du ärgerst dich bloß noch über die entstandene Narbe, die dir den Tod ständig vor Augen führt. Das Vergessen hat aber auch etwas Gutes und ich sehe es sogar als wichtigen Schritt einer Heilung. Denn würdest du immer noch wissen, wie der Klang seiner Stimme oder seine genaue Erscheinung gewesen ist, wie könntest du je wieder Ruhe finden und dein Leben weiterleben? Du wärst ständig mit der Vergangenheit verwoben und hättest für das Hier und Jetzt keine Lebensenergie. Verletzungen des Herzens sind nicht vollständig heilbar. Nehmen wir ein Beispiel aus der Natur: Wenn du den abstehenden Ast eines Baumes abschneidest, damit er wieder gerade ist und in die Höhe wächst, bleibt zunächst auch eine Wunde zurück. Pech tritt aus – ähnlich wir unsere Tränen. Doch mit der Zeit verheilt der Schnitt. Was zurückbleibt, ist eine Narbe. Der Baum lebt weiter und es entstehen neue Triebe. Doch die Narbe macht ihn einzigartig, denn durch sie unterscheidet er sich von all den anderen Bäumen. Auch trägt sie dazu bei, dass der Baum wieder gerade wächst und nicht krumm wird. Die Narbe in deinem Herzen hat aus dir das gemacht, was du heute bist. Und hätte es sie nicht gegeben, vielleicht wärst auch du krumm gewachsen – wie unser Baum.“