Mein Vorhaben, meine Lunge mittels TCM zu stärken, nimmt Formen an. Der Briefträger hat mir vor ein paar Tagen ein Lehrbuch zur Akupunktur gebracht. Nach dem ersten Querlesen staune ich: Das Setzen der Nadeln ist viel komplexer als ich angenommen habe. Am meisten schockiert mich allerdings die Tiefe des Einstiches. Wir reden hier nicht von wenigen Millimetern, wie ich angenommen habe. Nein, der Autor des Buches beschreibt, dass die Nadeln meist zwischen ein und zwei Zentimetern tief in die Haut gejagt werden müssen. Das chinesische Längenmaß dafür heißt Cun und beträgt im alten China 2,3 Zentimeter, im neuen 3,33. In Cun wird bei vielen Experten nicht nur die Tiefe des Einstiches angegeben; die Längeneinheit dient auch der Lokalisation der Punkte. Das macht mir alles ehrlich gesagt etwas Angst. Ich verstehe auch nicht, wie ich so tief in meine Haut mit einer Nadel hineinstechen kann.
Gefährlicher als gedacht
Als ich weiter recherchiere stoße ich auf Berichte, in denen Heilpraktiker beim Setzen der Nadeln sensible Areale durchstochen haben – wie etwa die Lunge. Na, bravo. So einfach ist das alles also scheinbar nicht. Ich hadere mit mir. Soll ich den ganzen Selbstversuch abblasen?
Der Nadelkauf
So leicht gebe ich mich dann doch nicht geschlagen und will es zumindest versuchen. Dazu brauche ich aber noch Nadeln. Und hier beginnt das nächste Problem: Es gibt eine Fülle an unterschiedlichen Akupunkturnadeln. Welche also nehmen? Am häufigsten werden in Österreich sterile Einmalnadeln verwendet, die nach dem Gebrauch entsorgt werden. Zum Unterschied dazu gibt es auch Dauernadeln, die einige Tage fixiert werden. Nadeln mit Silikonbeschichtung sind scheinbar besser geeignet für Anfänger. Der Grund: Sie lassen sich leichter einstechen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden sie allerdings nicht verwendet. Denn hier muss die Nadel noch mehr können: In speziellen Fällen wird sie auch erwärmt (Moxibustion). Deshalb kommen dort meist Stahlnadeln mit silberbeschichteten Spiralgriffen zum Einsatz. Auf diese setze ich nun auch. Mit einem Klick habe ich meine Akupunktur-Erstausstattung ergattert. Und dann heißt es wieder warten auf den Briefträger …
Quellen:
Yuan, Heping (2015). 60 Punkte – 60 Krankheiten. Die wichtigsten Akupunkturpunkte für Ihren Therapieerfolg. München: Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-55283-0.
www.deutsche-akupunktur-gesellschaft.de