Es ist schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren. Der Schmerz hört irgendwie gar nicht auf und schwingt bei jedem Atemzug mit. Noch schwerer ist es, ein solches Erlebnis gleich zweimal zu haben. Mein Vater starb, als ich 14 Jahre alt war; meine Schwester 22 Jahre später. Beide Todesfälle waren plötzlich und doch ganz anders. Von meinem Vater konnte ich mich nicht verabschieden, von meiner Schwester schon. Obwohl dieses Abschiednehmen furchtbar schmerzte, gab es mir auch viel, wovon ich jetzt während meiner Trauer zehren kann.
Frisches Seelenblut
Meine Trauer ist noch ganz frisch. Die Seele blutet quasi noch. Ich muss mich erst wieder im Alltag zurechtfinden und körperlich gesünder werden. Denn die vergangenen Monate haben Spuren hinterlassen. Mitanzusehen, wie ein Körper verwelkt, wie ein Mensch seine letzte Reise antritt, ist hart. Monate später wird mir erst so richtig bewusst, wie viel Kraft ich dabei gelassen habe. Mein Körper fängt sich irgendwie nicht mehr. Ein Infekt jagt den nächsten. Und so versuche ich nicht nur, meinen Trauerschmerz zu bewältigen, sondern auch meinen Körper zu stärken. Wie mir das gelingt, erfährst du in der Kategorie „Losleben“.
Was ist Trauer?
Während mein Körper streikt, frage ich mich, ob das auch eine Form der Trauer sein kann. Sucht sich mein seelischer Schmerz ein körperliches Ventil? Wie kann sich Trauer noch äußern außer in seelischem Leid? Möglich ist vieles, wie ich erfahre:
- Körperliche Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Erschöpfung usw. Die Liste ist lang …
- Soziale Veränderungen durch Rückzug oder Teilnahmslosigkeit usw.
- Seelische Schmerzen wie natürlich Traurigkeit, aber auch Ängste, Wut und Ohnmacht sowie Emotionen wie Dankbarkeit oder Erleichterung können auftreten
- Spirituelle Veränderungen wie eine Sinnkrise oder der Verlust des Glaubens bzw. eine Wertelosigkeit usw.
Trauer kann sich so unterschiedlich äußern wie wir Menschen selbst verschieden sind. Die einen können gar nicht aufhören, über den Verstorbenen zu reden, die anderen wollen lieber allein sein mit ihren Gefühlen. Doch wie viel Trauer ist “normal”, wann macht Trauer krank?
Quellen:
www.psychotherapie-wissenschaft.info