Im bin mitten im Trauerjahr. Sieben Monate liegt der Tod meiner Schwester nun zurück. In dieser Zeit gab es bereits viele „erste Male“, wie etwa das erste Weihnachten ohne sie. Nun folgte ein weiterer schmerzender Tag des Vermissens: ihr Geburtstag. Was mache ich an diesem Tag? Wie wird es mir gehen? Fragen, die mich Tage zuvor schon beschäftigten und mich nervös machten. Ich kann ihr nie mehr in dieser Welt von Angesicht zu Angesicht gratulieren, ging es mir am Tag selber durch den Kopf. Und genau dieser tat dann auch ungemein weh. Alles, was ich mir vorgenommen hatte, musste warten. Ich schaffte es lediglich, in der Kirche ein Licht anzuzünden. Es war das einzige, das brannte, als ich hinausging. Ich blickte noch einmal zurück und wünschte mir von Herzen, dass sie dieses Leuchten sehen konnte. Denn genau ein solches hat sie durch ihr Sein und Leben in meinem Herzen entfacht.
Ruhiges Erinnern
Dann der Geburtstag meines Vaters, den ich ganz anders anging. Über 20 Jahre liegt sein Tod bereits zurück. Ich hatte keine Erwartungen an diesen Tag, nahm mir nicht viel vor. Das Erleben war ein gänzlich anderes, ohne Schmerz, Wut oder Klagen. Es war ein Tag des ruhigen Erinnerns. Mit diesem Schicksal bin ich im Reinen – nach vielen, vielen Jahren der Therapie und Aufarbeitung dessen, was mir dieser eine Tag in meinem Leben an Angst und Verzweiflung beschert hat. „Es ist schade, dass er nicht mehr hier ist“, hat mein Mann zu mir gesagt. Ja, das ist es. Diese schmerzende, klaffende Wunde reißt aber nicht auf an diesem Tag – anders als bei meiner Schwester, wo das Blut erneut floss.